Kapitel 07: Katzen am Morgen

13. Juli 2014

Vier Katzen am Morgen vertreiben Kummer und Sorgen

Unser Quartett lässt uns tatsächlich weiterhin schlafen und so lange ich wie gewohnt um 6.00 Uhr aufstehe, ist alles ok. Sollte ich mich mal verspäten, weckt mich unsere Heulboje Hank zuverlässig auf. Täglich erwartet mich eine stürmische und liebevolle Begrüßung von Mucki, Raspi und Hank und ich habe definitiv zum Streicheln ein paar Hände zu wenig. Ständig stolpere ich über eine Katze, die mir um die Beine streicht. Inzwischen habe ich mir angewöhnt, nur noch über den Boden zu schlurfen.

Tamy bleibt mit großem Abstand am liebsten unter der Kommode sitzen. Mucki kann es gar nicht abwarten und springt aufs Fensterbrett, um ja nichts zu verpassen. Nicht schnell genug entscheide ich mich für eine neue Futterdose, denn dem Geschrei nach sind unsere vier am Verhungern.

An den Anblick, dass alle Katzen aus einem Napf fressen und die anderen unberührt daneben stehen, habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Sie fressen weiterhin sehr verträglich, sich liebevoll aber hartnäckig wegschiebend, aus einem Napf.

Endlich kann ich meinen Kaffee machen. Zum Trinken komme ich allerdings nicht. Raspi, die unersättliche Schmuserin und Knutschkugel fordert massiv ihre Streicheleinheiten ein und schnurrt mich nieder. Ganz so ungestüm vertragen es Mucki und Hank noch nicht, aber einmal Rückenkratzen ist dann doch angenehm.

Außerdem fordern unsere Süßen inzwischen vehement unser zweimal tägliches Ritual ein. Sie lieben ihr Breckies- Suchspiel auf den Kratzbäumen, wo ich die Leckerlis in die Schlafhöhlen und Hängematten verstecke. Dann sind endlich alle beschäftigt und ich kann mich um mich kümmern und meinen Morgen beginnen.

Spiel, Satz und Sieg!!!

Es passierte das Unglaubliche!!! Genau zwei Wochen, nachdem die Katzen bei uns angekommen waren, gelang mir der Durchbruch bei Hank. Und das, ohne dass ich es eigentlich merkte.

Hanki folgte mir nach dem Essen und umstrich weiter meine Füße, dass ich fast über ihn fiel. Immer wieder strich ich über seinen Rücken, bis ich mich auf den Boden setzte. Vorsichtig lief er mehrere Runden um mich herum und lieߟ sich immer wieder kurz anfassen. Dann hatte er genug und verschwand –€“ das ungewohnte Gefühl verdauend.

Am nächsten Abend kam Raspi zum Schmusen. Wir setzten uns auf den Boden. Sie gurrte und schnurrte, sie wälzte sich hin und her. Plötzlich sprang Hank vom Sofa und kam zu uns. Er knutschte Raspi ab, dann drückte er seinen Kopf an mich –€“ der Wahnsinn! Laut schnurrend umrundete er uns und lieߟ sich erstmalig den Kopf streicheln. Er konnte gar nicht genug bekommen und genoss sichtbar seine Streicheleinheit. Ich hatte minutenlang gut zu tun und genoss das samtig weiche Gefühl unter meinen Händen. Nur an dem entspannten Hinlegen müssen wir noch arbeiten.

Während sich Mucki das Spektakel vom höchsten Liegebettchen des Kratzbaumes beobachtete, platzte Tamy einen Meter von uns entfernt fast vor Neid und Eifersucht. Durch ihr Köpfchen geisterte sichtbar der Gedanke: Hank, Du Verräter!!! Erst Raspi, dann Mucki und nun auch noch DU!!!

Katzeneltern und ihre Ängste

Angst, dass unseren Miezen was passiert, hatten wir definitiv. Am größten war die Angst, was unser Quartett auf der Dachterrasse alles so anstellen könnte. Bis jetzt durften sie nur unter strengster Aufsicht nach draußen und so hatten wir auch schnell die Schwachstellen des Katzennetzes entdeckt. Also blieb die extra in der Glastür eingebaute Klappe vorerst mal verschlossen. Das nächste Netz wurde bestellt, denn wir mussten uns noch mehr verbarrikadieren.

Sobald es da war, machte ich mich ans Werk. Natürlich unter den argwöhnischen Blicken der Kleinen, denn denen war es glasklar, was ich da machte. Professorin Tamy und Agent Hank unterhielten sich dabei in ihrer ganz eigenen Sprache, während sie jede meiner Handgriffe genau studierten.

Neuralgisch kritische Stellen bekamen nun eine 2. Schicht Netz, die ich mit hübschen Kabelbindern miteinander verband. Die Mauer zur Nachbarin wurde überdacht, so dass ein Teil der Terrasse eher einer Vogelvoliere ähnelte. Mein Mann kam da nicht mehr durch, aber ich konnte noch aufrecht stehen –€“ das passte schon! :-)

Kaum verschwand ich in der nächsten Ecke, wurde mein Werk genauestens in Augenschein genommen. Fassungslos drückte unser Quartett ihre Nasen in die nun doppelt gesicherten Ecken. Das Netz bewegte sich kaum. Während die Katzen mich mit bösen Blicken bedachten und frustriert von dannen zogen, bekam ich das Grinsen nicht aus dem Gesicht. So ganz schlecht war meine Arbeit wohl nicht, wenn es auch äußerst abenteuerlich aussah.

Konnten wir uns nun sicherer fühlen?

Das Ohren-Problem

Ein großes Problem blieb die Reinigung der ehemaligen Milben-Ohren. Mucki und Tamy kratzten sich noch immer vehement an den Ohren. Wir wollten ihnen so gerne mit dem Ohrreiniger helfen. Eine gar nicht schlimme Aktion von nur einer Minute. Theoretisch!

Kraftpaket Mucki bestand definitiv nur aus Muskeln und trotz aller Raffinessen, zu denen wir fähig sind, erwischten wir ihn zwar für ein paar Sekunden, hatten aber keine Möglichkeit, ihn festzuhalten. Eine zweite Chance bekamen wir nicht. Zum Glück nahm er uns die Aktion nicht übel.

Tamy hatte inzwischen zwei rote, aufgekratzte Ohren, aber wir kamen weiterhin nicht an sie heran. Alle Leckerli-Anlockversuche scheiterten. Ich hatte es total verbockt:

Denn das wirklich Schlimme war, dass Tamy mit dieser Sorte Leckerli meinen Einfangversuch verband. Unsere hochintelligente Schönheit roch am nächsten Tag an ihren Lieblingsbonbons, erschrak, drehte sich um und schoss davon. Gleiche Situation am nächsten Tag! Klassische Konditionierung in Reinform! Wir können ihr leider nicht helfen!

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