Shiva, nicht nur optisch etwas Besonderes

Shivas Alltag, durch die Brille der Pflegemama

Shiva, ein 18-monatiger belgischer Griffon-Mops-Mix, hat sich vor etwa 3 Wochen in mein Leben geschlichen. Mittlerweile sind wir ein alltagstaugliches Gespann.

Morgens gegen 06:30 Uhr höre ich Shivas Pfoten trippeln um mein Bett herum, auf der Suche mir einen Ohr Schlecker zu gönnen. Dass sie nicht in mein Bett darf ist komplikationslos längst geklärt, also stellt sie sich auf ihre Hinterbeinchen und stützt sich an der Bettkannte ab. Eigentlich genügt es Shiva, ihr jetzt den Garten anzubieten; gepieselt wird allerdings nur, wenn ich ebenfalls draußen stehe. Manchmal legt sich Shiva einfach vor die Terassentür, schaut mich abwartend an. Aha, kein Drang, husch rollen wir uns nochmal gemütlich im Bett ein, in Shivas Fall ein korbgeflochtener Wäschekorb aus Omas Zeiten, bestückt mit gemütlichem Kissen und einer Decke zum zurechtwursteln. 07:30 ist eher meine Zeit, Shiva hebt den Kopf, wedelt erwartungsvoll, denn nun folgt ein ausgiebiges Morgengeknuddel. Während ich im Badezimmer verschwinde, dehnt sich Shiva genüsslich, sitzt schließlich geduldig wartend einfach nur da.

Dann endlich, der lustige Tag kann beginnen: Geschirr anziehen, sie mag es sich noch immer höchst ungern über den Kopf streifen lassen, 5-m-Leine dran, Kotbeutel eingesteckt, raus, vor zur Einfahrt, jetzt folgt das alltäglich ignorierende Kommando "warten" bevor wir die Straße überqueren und Richtung Buchenwäldchen laufen. Gnädiger weise läuft Shiva mit zum Waldbeginn, wo ich ihr Morgengeschäft an entsprechendem Eimer entsorgen kann, denn den Heimweg würde sie allzu gerne viel schneller hüpfend und sausend antreten, gibt es daheim doch Futter. Je nachdem, welchen Hund wir während des Morgengassis treffen, fällt Shivas Reaktion aus. Große Angst löst der humpelnde Hund, den sie bereits weit entfernt wahrnimmt, immer noch aus. Aber mittlerweile hält sie sich nah bei mir, jederzeit bereit, nach hinten weglaufen zu können. Der große Bernhardiner steht immer wartend da, er lässt kommen und schnuppern, verhält sich immer freundlich, ehe er weiterschreitet. Shiva schaut ihm beeindruckt hinterher. Die freche übermütige Terrier Hündin empfängt Shiva sitzend vorsichtig abwartend, denn diese saust jedes Mal einige Meter vor Shiva los, um einmal zu bellen und dann sachte schnuppernd zu begrüßen. Aber deren Frauli hat wunderbare Leckerli, die sich Shiva nicht entgehen lassen möchte. Schnurstraks sind wir wieder daheim, kaum vom Geschirr befreit schnappt sich Shiva ihr schon arg mitgenommenes Stoffviecherl und saust damit durch die Wohnung, das Teil werfend, schüttelnd, am Boden entlang schiebend, hüpft schwungvoll in die Hundebetten, um letztlich mein Hantieren in der Küche abzuschätzen, wann denn nun ihr gefüllter Napf runtergestellt wird. Shiva frisst mit Begeisterung, leckt alles sauber, spaziert an meinem Essplatz vorbei, die Nase schnuppernd nach oben gereckt, manchmal ertönt ein Rülpser, dann wählt sie ein Hundebett, ringelt sich ein, vielleicht noch ein bisserl putzen, schlafen.

Shiva steht ein roter Kautschukgitterball zur Verfügung und ein kleinerer blauer mit innenliegendem Glöckchen, aber komplettes Desinteresse. Bei einem Familienbesuch bot ihr, oh Hilfe, eine fremde Frau, einen kleinen läppischen Plastikball an, ja das wurde ihr Hit. Shivas wildes Spiel zerlegt das Teil nach einigen Tagen, doch sie hat insgesamt 4 Stück in unterschiedlichen Farben mitnehmen dürfen. Tja und dann tauchte bei einer Futterlieferung so ein komischer Igelball auf. In Shivas Augen hat der Igelball ein Eigenleben, sie schubst ihn vorsichtig mit der Pfote, denn es fühlt sich komisch an, oder springt spielauffordernd auf den Ball zu. Für mich Heimkino pur. Mittlerwtweile hat sie bemerkt, dass sich darauf auch gefahrlos herumkauen lässt.

Unser langes Vormittagsgassi gehen wir heute zusammen mit einem befreundeten Rudel, bestehend aus 8 Hunden unterschiedlicher Größen u Alters. Vor dem dortigen Wohnungseintritt darf Shiva als Armsitzerin die stürmische Begrüßung abwarten. Die menschliche Rudelführerin kennt wunderbare Wege durch den Wald, über Felder und Wiesen, Orte mit Möglichkeit zum Wasserplantschen, es bleibt Zeit zum Buddeln und Wälzen und dank der 15-m-Schleppleine kann Shiva reichlich sausen. Der 16jährige Rüde Goldi ist von Shiva ganz angetan und sie gönnt ihm Spieleinlagen, lieber hält sie sich allerdings ganz vorne bei der großen Hündin auf, denn die kann geschickt Mäuslein fangen, kennt die Wasserlöcher und überhaupt kann sich Shiva viel abschauen. Shiva wälzt sich sehr gerne, also aufgepasst worin, denn wohlriechend sind die begehrten Stellen nicht immer. Mittendrin wird einmal gestoppt, jetzt werden Leckerlis verteilt und wirklich jeder bekommt ein oder zwei Stücklein. Shiva hat rasch begriffen, es lohnt sich geduldig im Rudelpulk zu sitzen, denn erst kriegen die Großen, dann die Kleinen. Mensch und Tier, alle mögen diese ausgedehnten Wanderungen.

Anderntags steht die Fahrt in den Pferdestall auf dem Programm. Artig angeschnallt verbringt Shiva die Autofahrt meist dösend auf dem Rücksitz. Kaum hört das Motorengeräusch auf, steht sie an der richtigen Seitentür ungeduldig wartend. Ab jetzt interessiert Shiva nur eines, nämlich in Bewegung sein. Egal welche Richtung, nur nicht angebunden zuschauen müssen. Shiva übt deswegen geduldig zusammen mit dem Pferd und mir zu gehen, also Stute rechts, Shiva links, keiner überholt. Hier hat Shiva gelernt, fremde Menschen sind gar nicht so schlimm, manche dürfen sie sogar streicheln, bei anderen schnuppert sie nur mal an der hingehaltenen Hand und zieht weiter. Großen Vorteil haben Männer, denn oft verhält sich Shiva ihnen gegenüber vollkommen unkompliziert, lässt sich beschmusen. Insgesamt toleriert sie andere Leute ohne Weglaufen, selbst wenn sich der ein oder andere zu ihr runterbückt. Viel regeres Interesse hat Shiva an manchen Hunden, die sie an so einem Stall Tag trifft. Eine Labradorhündin überlässt ihr sogar den kleinen Ball an der Schnur. Solange ein Hund langsam auf Shiva zugeht und sie generell nicht bedrängt, verhält sich auch Shiva offener. Was da außerdem nicht alles zu finden ist, Shiva kann erstmal alles brauchen, lässt es paar Schritte weiter aber wieder fallen. Sie findet so einiges schmackhaft, manchmal sogar das aus dem Huf Gekratzte. Pferdeleckerli schmecken ebenfalls, rohe Karotten eher nicht, besonders beliebt sind Hornreste, die der Hufschmied entfernt.

Reichlich müde nach so einem Stallaufenthalt nehme ich mir vor, auf dem Heimweg kurz einzukaufen. Shiva schläft, Auto parkt im perfekten Schatten, ich schleiche mich heraus, wupps geht Shivas Kopf hoch, oh weh, allein gelassen. Ich entschwinde aus ihrem Blickfeld, höre sie nicht bellen. Maximal 15 Minuten später erspäht mich Shiva endlich wieder. Sie hüpft den Sitz entlang soweit der Gurt reicht, hechelt, lehnt sich fest an mich, ist gänzlich aus dem Häuschen. Ich lege ihr die Hand ruhig an die Köperseite, spreche beruhigend, zieh den Wassernapf hervor, befülle ihn halb und biete ihn Shiva an, die tatsächlich bisserl säuft. Jetzt ist sie ruhiger, beobachtet genau ob ich einsteige, erst dann legt sie sich nieder. Angekommen in der Tiefgarage wartet Shiva ungeduldig, bis ich sie aus dem Auto hebe. Dann passt sie gut auf, ob ich Richtung Ausfahrt gehe oder den Weg übers Treppenhaus einschlage. Ihr ist es egal. Außen herum wird sie angeleint, innendurch darf sie so mitflitzen. Längst kennt sie den Weg, wartet am Treppenabsatz ob ich sie vielleicht hochtrage, doch ich weiß mittlerweile, sie kann treppauf recht flink alleine laufen. Schon sitzt sie vor der Wohnungstüre, jetzt bitte schön zack-zack Geschirr ab, Wohnzimmertüre auf und Shiva spielt, beschäftigt sich mit sich selbst.

Mittendrin im Tagesverlauf kommt Shiva, schaut diesen ganz speziellen Blick, stellt sich auf ihre Hinterbeinchen, ja, nun ist Schmusezeit. Egal ob ich mich zu ihr runtersetze oder sie auf den Schoß nehme oder sie auf dem Arm getragen wird, ganz arg schmiegt sich das kleine Wesen an, lässt sich liebkosen, auch eine Melodie vorsummen, genau jetzt tankt Shiva ganz viel Zuneigung auf, genießt das ruhige Gemeinsame. Das genau braucht Shiva, um die täglichen Lernprozesse zu verarbeiten, um Neues aufnehmen zu können.

Zu Beginn ließ sich Shiva nicht anfassen, per kurzer Hausleine angelte ich sie mir, hakte die Gassi Leine ein und aus, alles seitlich, nur ja nicht lange anschauen oder gar mit der Hand von oben kommend. Shivas Neugierde und meine Geduld führten uns mit der Zeit zusammen. Nun ist Shivas Kopf frei, Neues zuzulassen, spielerisch Dinge zu lernen. Dazu gehört auch, irgendwann wenigstens eine halbe Stunde leidensfrei alleine bleiben zu können, zuverlässig auf Rückruf zu kommen und noch situationsbedingte Ängste weiter abzubauen. Wir nehmen uns diese Zeit und spicken sie mit ganz viel Schmuse- und Knuddelzeit. Shiva bedeutet wörtlich „vielversprechend". Ihr Vertrauen ist wie eine zarte Pflanze, von ganzem Herzen, aber zerbrechlich und wird nicht jedem gewährt.

Gemeinsam im Garten relaxend, hat sich Shiva entschlossen, unaufdringlich zu melden, sobald jemand den Weg entlang geht. Lauter und eindringlicher bellt sie, wenn jemand am Gartentor stehen bleibt. Sie für's Aufpassen verbal zu loben und weiteres anschlagen zu unterbinden, gelingt gut. Es macht Shiva auch Spaß Dinge zu stibitzen, besonders beliebt sind Socken, eine Stofftasche aus dem Kammerlregal, ein weggeräumter Spielball aus dem Regal und sehr neugierig würde sie sich gerne mal mit der Knistertüte des Mülleimets beschäftigen. Shiva lässt sich bürsten bzw. kämmen und auch in der Duschwanne einshamponieren und abbrausen, falls man sich sputet.

Shivas neue Offenheit bringt sehr zu meiner Freude auch eigene Ideen hervor, hier probiert Shiva noch ein bisschen. So bleibt sie ausdauernd sitzen, wenn wir bitte schön in eine andere Richtung gehen sollen. Oder sie stuppst mit ihren Pfoten immer wieder an, um vielleicht doch am menschlichen Essplatz auf den Schoß zu kommen. Aber sie ist auch mit Eifer beim Lernen dabei, lässt sich auf neue Dinge positiv ein.

Shiva loyal, treu, sensibel, verletzlich, eine Hündin, aus der man mit guter Zuwendung eine glückliche tierische Begleiterin entwickeln kann.

Unser letztes Gassigehen findet zwischen 20 und 22 Uhr statt und Shiva kürzt es häufig ab auf "Pieseln und heim", warum auch nicht. Längst schläft Shiva, allerdings ein wachsames Ohr aufgestellt, bis schließlich auch ich ins Schlafzimmer gehe. So trottet sie mit, empfängt noch einen gute Nacht-Streichler, schläft und träumt, schnarcht auch mal, wirkt ausgesprochen zufrieden. Und manchmal, manchmal kriegt sie heimlich ein Bussi von mir.

 

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