Rosa und ihr schwarzer Prinz

... oder 15 Monate Traumatherapie

Wenn man an die Palm Islands vor Dubai denkt, dann kommen einem als erstes Reichtum und Luxus in den Sinn, aber auch dort ist das Elend bei den Straßentieren allgegenwärtig. Viele Ausländer leben nur vorübergehend aus beruflichen Gründen dort und lassen ihre Haustiere später einfach zurück.

Die kleine Kätzin Rosa wurde völlig entkräftet, am ganzen Körper zerschunden und halb verhungert von einer mitfühlenden Dame aus Deutschland aufgefunden und aufgepäppelt. Nur leider zeigte sich bald, dass Rosa ein großes Angstproblem hat. Die Hunde, die anderen Katzen, Menschen, jede schnelle Bewegung und jedes laute Geräusch konnten eine Panikattacke auslösen. Schließlich musste sie isoliert in einer Gitterbox bei einem Tierarzt untergebracht werden, damit sie sich beruhigen kann.

Sie brauchte dringend eine Pflegestelle, in der nicht nur ihre körperlichen, sondern auch ihre seelischen Wunden heilen konnten. So wurde die damals erst wenige Monate alte Kätzin im November 2018 der Schützling eines unserer Teammitglieder. Der Anfang eines langen Weges, auf dem aus der völlig verstörten Rosa wieder eine »echte Katze« werden sollte.

Sie durfte in ein Einzelzimmer ziehen, wo sie keinen Einflüssen mehr ausgesetzt war, die sie ängstigen konnten. In Anwesenheit von Menschen blieb sie stets in ihrem kuscheligen Versteck unterm Bett. Direkt ängstlich wirkte sie gar nicht mehr, denn von dort aus konnte sie durchaus sehr giftige Blicke werfen und laut schimpfen, wenn das mit dem Füttern mal nicht schnell genug ging. Und dann bitte »Abmarsch, Mensch! Ich komme erst raus, wenn du dich verzupft hast!«

Und es zeigte sich auch, dass es Fortschritte bei der Annäherung gab, sehr sehr kleine, aber dafür stetig. Erst wagte sie doch einmal zum Futternapf zu schleichen, wenn der Mensch daneben steht, dann konnte sie auch mal das Zimmer erkunden, sogar entspannt am Fenster sitzen. Der Durchbuch gelang, als endlich das richtige Leckerli für die kulinarisch doch anspruchsvolle Katzendame gefunden war: Sticks. Plötzlich war es möglich mit Rosa »in Verhandlung zu treten«. Verhandlung ist hier wörtlich gemeint. Nach einer Phase des Meckerns und Taxierens konnte man direkt sehen, wie es in dem kleinen Köpfchen arbeitet. Und meistens machte es irgendwann »Klick« und Rosa schnappte sich blitzschnell ihren »Schatz« und sauste wieder unters Bett. Nach einer Weile traute sie sich sogar, das Leckerchen aus der Hand zu nehmen.

Trotz allem machten wir uns Gedanken, ob Rosa einen Artgenossen möchte oder nicht? Einerseits hatte sie in Dubai auch vor den anderen Samtpfoten große Angst, andererseits wäre sie in Einzelhaltung doch sehr einsam. Ein Test mit den eigenen Katzen der Pflegemama verlief eindeutig: Rosa hatte keine Angst, aber sie fand die anderen blöd: Phoebe blöd, Neo blöd, Lui blöd, Enya blöd, Gizmo blöd… alle außer Sammy. Der gutmütige schwarze Kater war höchst interessant für sie und roch offenbar auch gut.

Jetzt galt es, den richtigen Katzenfreund zu finden mit dem sie auch gemeinsam vermittelt werden könnte. Also baten wir unsere Tierschutzkollegen von ABYDA in Spanien um Rat. »Lebenspartner für Rosa gesucht: schwarz, männlich und freundlich«.

Und siehe da: uns wurde genau der Richtige geschickt. Silvestre ist eine der coolsten Socken, die uns je untergekommen ist. Rosinchens Fremdeln und Fauchen in den ersten paar Tagen interessierte ihn kaum. Danach kam die große Liebe!

Durch ihn entdeckte Rosa ihr Leben als echte Katze wieder: mit ihm spielen oder schmusen, ihm das Futter wegmopsen … und sie wollte immer an seiner Seite sein.

Da ihre Motivation, ihm nahe zu sein, meist höher war als ihre Vorbehalte gegen Menschen, hat sie bald gelernt, dass man auch mal gemütlich auf der Pflegemami abhängen oder direkt neben ihr sitzen kann. Ganz schön frech wurde sie und tippte der Pflegemama auch mal nachdrücklich mit der Pfote auf die Hand, wenn ihr gerade nach ihrem Lieblingsleckerchen war.


Im Juni 2019 war es dann so weit. Es meldeten sich liebe Menschen, die ihr Herz nicht nur dem anhänglichen Gemütskater Silvestre, sondern auch der immer noch eher skeptischen Rosa öffneten. 

Seitdem erreichen uns immer wieder viele Zwischenmeldungen und Bilder zu ihren Fortschritten. Die schlaue kleine Katzendame hat sich im neuen Zuhause gleich mal alle richtig gut »erzogen«. Und frei nach dem Motto


begann sie ihr Leben richtig zu genießen. Rosa begann endlich wieder »Katze zu sein«. Als Krönung all der Bemühungen während über 15 Monaten in Deutschland bei der Pflegemama und ihren neuen Besitzern erreichen uns jetzt diese Bilder:

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