Kapitel 03: Die ersten Tage

Juni 2014

Der nächste Tag

Nach einer Nacht ohne Schlaf stand ich morgens auf -€“ und die Katzen waren weg. Verkrochen in die hintersten Ecken! Den ganzen Morgen tauchten sie nicht mehr auf. Jeder hatte ein sicheres Versteck gefunden, um sich von den Strapazen der letzten Tage zu erholen. Drei Stunden ließen wir sie allein, dann kam ich nach Hause und eröffnete das Katzen-Spieleparadies im Wohnzimmer. Wer würde sich wohl als erstes aus seinem Versteck raustrauen und die neue Welt erkunden? Es war Tamy, die die Kratzbäume und Häuschen mit großer Begeisterung für sich entdeckte.

Die vier halten zusammen wie Pech und Schwefel

Nachdem sie die Lage gecheckt hatte, lief sie davon und holte Raspi unterm Bettkasten raus. Gemeinsam kamen sie Seite an Seite zurück und liefen ihre Runden durchs Zimmer. Auch Raspi fand alles toll und spielte gerne mit Bällchen und Wedel. Plötzlich drehten die beiden um und verließen das Zimmer. Hatte ich sie erschreckt? Wohin wollten sie? Die beiden mutigen Mädels holten den schüchternen Mucki aus seinem Versteck und geleiteten ihn in die erweiterte Wohnung. Tamy und Raspi bewegten sich inzwischen zielstrebig durchs Zimmer, tauschten die süßesten Töne aus und gaben Mucki die nötige Sicherheit, sich auch einmal umzuschauen. Fehlte nur noch Hank, der weiterhin hartnäckig unterm Bett saߟ. Die vier waren unglaublich, niemals hätten wir sie auseinanderreißen können - sie brauchten sich so sehr!

Mein Mann übernahm die Kindermädchenrolle, spielte die Katzenkinder müde und lockte sogar Hank herbei. Unser Quartett konnte schließlich kaum noch die Augen offen halten. Als ich nach Hause kam, lagen alle vier auf den Stühlen unterm Esstisch. Sogar Hank hatte sich mit Raspi im Chefsessel zusammengekuschelt. Die Rotbuchen-Sitzecke war buchstäblich »für die Katz«.

Und wieder wurde es Abend

Den Katzen ging es so gut – es war eine riesige Freude, ihnen zuzusehen! Wir genossen das Katzenkino, spielten mit ihnen, zeigten ihnen die verschiedenen Etagen der Kratzbäume und freuten uns sehr, als auch Hank aktiver und mutiger wurde. Dann endlich machte Raspi den Vorstoß und ließ sich von der Nasenspitze bis zur kleinen Kralle durchknuddeln das Eis war endgültig gebrochen. Katzen wie Menschen waren einfach nur glücklich!


Durchbruch bei Mucki

Am 2. Morgen holte sich Raspi ihre Streicheleinheiten ab. Genüsslich streckte sie sich und drehte sich von links nach rechts. Erstmalig warf sie ihren Schnurrmotor an. Ganz schön beachtlich für die Kleine! Höchst interessiert beobachteten dies Mucki und Tamy, robbten am Bauch immer näher, ließen sich aber nicht anfassen. Aber es wurmte Mucki, das merkte man. Mehrmals kam er immer näher, zögerte schließlich nur noch ein bisschen und nahm dann allen Mut zusammen. Er umstrich die Beine meines Mannes und lieߟ sich erstmalig am Rücken streicheln. Es schien eine ganz neue Erfahrung für ihn zu sein. Immer wieder wandte er seinen Kopf nach hinten, um zuzuschauen, was denn da die Menschenhand machte. Er wirkte noch nervös, konnte aber doch nicht widerstehen. Kurze Zeit später wollte er auch meine Katzen-Streichel-Erfahrungen testen und schmuste mit mir! Wenn das mal kein Durchbruch war!

Erster Ausflug auf die Dachterrasse

Hank verpasste so viel Spaߟ -€“ sogar das Abenteuer auf der Dachterrasse. Stattdessen saß er auf seiner Decke unter meinem Bett. Diesmal war Raspi die Mutige unter unserem Quartett und machte vorsichtige Schritte auf die Terrasse:€“ vier Schritte vor, einen zurück, ganz langsam schob sie sich vorwärts. Aufgeregt peitschte das dünne Rattenschwänzchen hin und her. Anscheinend fand sie ihre neu gemachten Erfahrungen gut, denn sie lief gurrend ins Wohnzimmer und gab den anderen grünes Licht. Kurze Zeit später kam sie mit Mucki und Tamy zurück und gemeinsam erkundeten sie ihren neuen Abenteuerspielplatz. Sie waren hochinteressiert und testeten gleich mal die Qualität des Katzennetzes. Raspi fand mit ihrem kleinen Kopf schnell eine Schwachstelle und bohrte ihren Dickschädel durch eine Lücke im Netz. Zum Glück blieb es bei dem Versuch und wir bewaffneten das Netz mit weiteren Kabelbindern. Genüsslich schnuffelten sie an den Pflanzen, krabbelten in ihr Katzenzelt und genossen bis zum Abend die Sonne auf ihrem Fell.

Erste Trinkbrunnen-Erfahrungen

Eine unserer Neuanschaffungen war auch ein spezieller Trinkbrunnen. Hochgelobt und angepriesen, dass die Katzen diesen besonderen Brunnen schnell akzeptieren und viel mehr trinken würden. Wir waren gespannt! Und ... wir waren fasziniert! Jede unserer Katzen entwickelte tatsächlich eine andere Methode. Raspi war mal wieder die Erste, die es versuchte und sie bevorzugte das Wasser, das die Kaskade hinunterlief. Tamy streckte ihre Pfote in die sprudelnde Quelle und schleckte sie dann ab. Mucki stellte sich an der Quelle furchtbar an und zuckte irritiert zurück, als das Wasser seine Nasenspitze berührte. Er stand dafür auf das Wasser, das im Becken gesammelt und ruhig war. Unser ängstlicher Hank probierte es noch sehr zögerlich an allen Stellen. Eine Präferenz war noch nicht zu erkennen :-). Am liebsten war ihm dann doch das abgestandene Wasser vom Katzengras. Normal 0 21 false false false DE X-NONE X-NONE /* Style Definitions */ table.MsoNormalTable {mso-style-name:"Normale Tabelle"; mso-tstyle-rowband-size:0; mso-tstyle-colband-size:0; mso-style-noshow:yes; mso-style-priority:99; mso-style-parent:""; mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; mso-para-margin-top:0cm; mso-para-margin-right:0cm; mso-para-margin-bottom:8.0pt; mso-para-margin-left:0cm; line-height:107%; mso-pagination:widow-orphan; font-size:11.0pt; font-family:"Calibri",sans-serif; mso-ascii-font-family:Calibri; mso-ascii-theme-font:minor-latin; mso-hansi-font-family:Calibri; mso-hansi-theme-font:minor-latin; mso-fareast-language:EN-US;}

Und wir waren beschäftigt mit unserem Katzenkino - wer braucht schon einen Fernseher? Wobei ...

Der dritte Morgen

An diesem Morgen versüßten sie auf diese Art und Weise unseren Tagesbeginn. Leise jodelten sie uns ein Guten-Morgen-Lied. Nicht aufdringlich, sondern höflich und freundlich ... und SEHR hungrig.

Bis 7.00 Uhr hatte uns die kleine Katzenbande schlafen lassen. Welch ein Luxus! Dann aber erschienen die Katzenkinder geschlossen im Schlafzimmer und fragten mal vorsichtig an. Sie hätten da ein kleines Hüngerchen.

Da stand ich doch gerne auf! Sorgfältig richtete ich vier Schüsselchen her, während mir Raspi und Mucki um meine Beine strichen. Plötzlich strich auch Hank um meine Beine ganz kurz, aber doch eindeutig! Das musste ja wohl ein Versehen sein, oder?

Ich stellte die vier Schüsseln auf den Boden und alle stürzten sich auf EINE Schüssel. Ohne Knurren und Fauchen versuchte jeder von ihnen einen Bissen zu erwischen. Die anderen drei Näpfe wurden völlig ignoriert. Hank ließ es zu, dass Tamy ihn rigoros mit der Pfote weg schob, suchte sich ein neues Plätzchen und fraß weiter. Vorsichtig robbte ich näher, um den 2. Napf mehr in ihre Sichtweite zu bringen. Erschreckt stoben sie auseinander, Raspi ließ vor Panik gleich noch ein Fleischbröckchen fallen. Schuldbewusst zog ich mich zurück. Sie kamen zum Glück schnell wieder und friedlich wurde die erste Schüssel leer gemacht, dann ging es geschlossen mit der zweiten weiter. Den Luxus mit einer Schüssel für jeden, schienen die Kleinen von Spanien nicht zu kennen.

Tagesablauf von Katz und Mensch

Nach einem ausgedehnten Frühstück wurde die Spielstunde eröffnet. Und zwar ausgiebig. Und da wurden wir richtig gefordert, denn jeder hatte so seine Spielwünsche. Bis zu drei Stunden tobten sie alle vier begeistert durch die Wohnung. Manchmal half es nur, den Kopf schnell einzuziehen, wenn man gerade auf der Spielroute saß.

Dann begann eine ausgiebige Vormittags-Siesta, die unmittelbar in eine genauso ausgiebige Nachmittags-Siesta überging. Auch da hatte jeder inzwischen sein Lieblingsplätzchen gefunden. Das Piratenschiff, wenn auch eigentlich nur für eine Katze geeignet, war dabei der absolute Renner. Da quetschten sie sich auch gerne zu zweit oder dritt rein. Auch die Stühle unterm Esstisch eigneten sich während des Tiefschlafs hervorragend dazu, "Reise nach Jerusalem" zu spielen. In dieser Zeit sahen wir kein dünnes Katzenschwänzchen und keine Nasenspitze und wir fragten uns tatsächlich am Anfang, ob wir denn das alles nur geträumt hatten.

Dann aber endete die Siesta so um 18.00 Uhr. Es kam wieder Leben in die Bude! Die intensivsten Spielstunden fanden zwischen 20.00 und 23.00 Uhr statt. Dabei war unsere Mitgestaltung äußerst erwünscht. Freudig wurden unsere Spielideen aufgegriffen und phantasievoll weiterentwickelt. Und wir müssen gestehen unsere Katzenkinder waren sehr ausdauernd! Aber das waren auch die Stunden des Tages, in denen wir herzhaft lachen konnten und - bis in die letzte Haarspitze verliebt - die kleine Rasselbande anstaunten.

DAS ist Familienzusammenhalt!!!

Niemals hätten wir nur eine Katze aus Spanien adoptieren dürfen! Vor allem nicht nach den Erlebnissen, die wir in den wenigen Tagen des Zusammenseins mit unseren Katzenkindern hatten. In unseren vielen Jahren mit Katzen hatten wir zwar schon mehrfach Geschwisterkinder, aber die Spanier scheinen einen besonderen Sinn für Familie entwickelt zu haben.

Unser ängstlicher Hank kam zwar morgens und abends zum Spielen, aber einen Schlafplatz suchte er sich lieber im sicheren Versteck unter dem Bett. Wenn er aufwachte und seine Geschwister vermisste, jodelte er seine Tonleitern hoch und runter. Und egal, was die anderen drei gerade gemacht hatten – ob sie im Tiefschaf waren, fraßen oder spielten - sie ließen alles stehen und liegen und stürzten wie auf Kommando zu Hank unters Bett. Sie quietschten und schnurrten sich an, kuschelten sich aneinander und alles war wieder gut.

Die Kommunikation der Kleinen war faszinierend, obwohl wir eigentlich nur spanisch verstanden. :-) Wir hörten die Bandbreite von leisesten Gurrgeräuschen bis hin zu lautstarkem Gegröle, allen voran Hank mit seinen gejodelten Tonleitern. Es war einfach nur beeindruckend, wie vielfältig, wenn auch immer noch etwas heiser, die Töne so waren.

Auch der liebevolle Umgang untereinander rührte uns sehr. Die Katzenkinder hatten gemeinsam Platz im kleinsten Bett, bereitwillig wurde der vorhandene Platz geteilt und eben ein bisschen zur Seite gerutscht. Wenn die tollpatschige Raspi mitten durch die schlafende Katzenfamilie stolperte, da sie mal wieder den Anschluss verpasst hatte, wurde das verständnisvoll hingenommen. Nie hörten wir ein Knurren oder Fauchen. Wir konnten auch keine Lieblingskombinationen unter den Vieren erkennen. Stets mischte es sich kunterbunt und Mucki wurde nicht ausgeschlossen.

Und es bestätigte sich wieder -€“ niemals hätten wir die vier auseinander reißen können.

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