13.06.2010 - Mit der Tragetasche in die Innenstadt

Wir gehen jetzt mit Tragetasche in die Innenstadt, um dort alle gemeinsam zu brunchen. Danach fährt unsere Nicky wieder nach Ulm zurück. Und bei uns kehrt der Alltag dann wieder ein. Alltag heißt u. a. für meinen Schoko-Mann jetzt die Endlos-Wiederholung einer Szene, die wir vorhin in der Küche hatten. Er sitzt ganz unscheinbar auf der Couch: auf einer Seite Mia-Miau – dazwischen er in ganzer Mannespracht – zur Rechten Mia-Wau; und beide seiner Hände sind nicht nur zeitgleich in Bereitschaft, nein, sondern in Streichelaktion. Als Klavierspieler kann er ja, wie kein anderer von uns, sogar mit beiden Händen was anderes „spielen“. Nein, das MUSS er hier gar nicht mal, es geht beim Streicheln sogar synchron. Herrlich sieht das aus – und so friedvoll.

Meine Mutti ist selbst sooo vernarrt in Mia-Wau, dass sie kaum mehr von ihr lassen kann. Auch unsere Cousine Nicky aus Ulm, die selbst einen großen Hund aus Spanien aus dem Urlaub (sooo derart verhungert, nur noch Haut und Knochen, dass er sogar Brot von ihr nahm, da sie anfangs beim ersten Treffen nichts anderes dabei hatten) mitbrachte, und zu Hause noch drei Katzen hat, demzufolge Ahnung von solchen Wesen; Nicky meinte am Sonntag Abend: "Also was die Mia-Wau in den zweieinhalb Tagen, in denen ich sie jetzt erlebt habe, schon geleistet hat, an Anpassung, das ist einfach kaum vorstellbar." Wir alle glaubten, das würde alles viel länger dauern; natürlich brauchen ja auch wir Menschen Zeit, uns anzu­wärmen mit neuen Leuten und Umgebungen. Aber wie die Mia das macht, das ist einfach mehr als erstaunlich für uns alle. Einfach wunderbar.

Gestern kam es allerdings unerwartet zu einem kleinen hysterischen Intermezzo zwischen den beiden Mias, an dem allerdings ICH schuld war. Mia-Wau hatte wegen der Hitze nicht ganz aufgefressen; sich erst mal zur Ruhe gelegt. So habe ich ihr - im Falle von Bedarf - ihre Schüssel mit dem Rest direkt vor sie hingestellt; ins Wohnzimmer. War mir wichtig wegen der Tropfen, die ja vollzählig aufgenommen werden sollen.

Da lag sie so da und schnarchte vor sich hin. Demnach dachte Mia-Miau ahnungslos: "Guckste doch mal spaßenshalber, was DIE da so drin hat. Nicht, dass die Neue am Ende noch Bess’res kriegt als  ich, die einzig wahre Hoheit im Hause Brühl."

Nur langsam hingeschlichen ist sie, und dran gerochen hat sie ganz vorsichtig. Hiiiiilfe ! Das war ein folgenschwerer Fehler. Ich habe Mia-Wau noch nie sooo bös knurren hören. Sie verfolgte Mia-Miau sogar noch in persona und knurrte nachtragenderweise gleich noch mal ganz mürrisch. Da wir das nicht kannten, waren wir für einen Moment lang wirklich beide erschrocken. Ängstlich, dass sie jetzt nun doch aufeinanderlosgehen würden. Ich stand schon in Bereitschaft daneben, sie zu trennen!!!  Aber: weit gefehlt. Mia-Miau, unsere Schwarzafrikanerin, ist nicht mal richtig abgehauen, blieb nur fassungslos der anderen Prinzessin gegenüber stehen, und sah Mia-Wau entsetzt an. Fauchte nicht mal – was sie sonst immer tut. Vom Brachialen ganz abgesehen. Aber mehr wollte ja Mia-Wau auch nicht. Nur eben mal tief knurren, um Grenzen zu setzen. Ganz im Sinne von: "Weeeeehret den Anfängen!"Oder wie Regine Hildebrandt zu Lebzeiten immer zu sagen pflegte: „A U F passen!!!“Das hat Mia-Wau gut gemacht, dann war sofort wieder Ruhe mit beiden, als wäre überhaupts nichts gewesen. Aber freilich war es allein mein Fehler, wie ich später einsah. Das geht eben nicht, dass das Fressen vom Platz entfernt wird und direkt vor ihr steht. Das  muss  sie verteidigen; denn sie litt in Bulgarien längere Zeit Hunger. Anfangsfehler. Es ist Gott sei Dank nichts weiter passiert.

Jeder sieht: uns ist nicht langweilig. Gestern waren wir in der Erfurter Innenstadt zum Brunchen mit Mia-Wau. Den ganzen Weg dorthin ist sie gelaufen; war ja nicht unendlich vom Erfurter Dom aus. Natürlich musste sie sich erst beim Laufen an der Leine an die Nebengeräusche, Autos, Motorräder, viele Menschen ... gewöhnen. Da bemerkte man leichte Unsicherheit bis Nervosität. Aber meine Mutti führte sie die ganze Zeit fürsorglich in der richtigen Bahn, so dass sie den Weg zurück schon etwas leichter ging.

Zwischendrin - als wir aßen - hatte sie über 2 Stunden Zeit, sich in ihrer schönen Tragetasche auszuruhen und Wasser zu trinken.  Die Sonne schien, es war ein schöner Tag.  

Mia-Wau gehört schon richtig zur Familie. Alle lieben sie; alle schauen nach ihrem Wohlbefinden und reden mit ihr, streicheln, hauchen ihr Worte, wie: hach, was bist du schööön und lieb ins Ohr. Wer möchte so etwas freiwillig abbremsen?
Und genauso habe ich mir das gewünscht. Als die Männer dann gestern noch alle beim Fußballsehen, oder besser –schreien, waren; saß ich mit Mama und Mia-Wau noch bis halb 12 nachts draußen im Garten. Es war dann immernoch angenehm temperiert und man fühlte sich wohl.

Heute, das heißt, jetzt recht bald, gehen wir mit Susi-Schmusi (Katze meiner Mutter) wieder zum Tierarzt zum Nachspritzen des Antibiotikums. Es hat zwar augenscheinlich geholfen, das erste; jedoch so richtig wünschenswert frisst sie eben noch nicht. Fühlt sich aber deutlich wohler.
 
Ach so, jetzt fällt mir noch ein, ich hatte bislang nichts geschrieben zur ersten Begegnung unserer Susi mit Mia-Wau.
Susi – was ja auch eine einzigartige Hoheit im Allgemeinen und Besonderen ist - traf es bedauerlicherweise unvorbereitet, dass Mia-Wau durch ihre heiligen Höhlen watschelte. Gezielt zwar an ihr vorbei, dennoch bekam sie eine Flaschenbürste, wie wir sie noch nieeee bei ihr gesehen hatten. (Wir nennen es hausintern Flaschenbürste, wenn eine Katze vor Angst alle Haare des Schwanzes aufstellt und alle die, direkt über der Wirbelsäule; wer kennt das nicht.)
Gleichwohl gab es kein Folgetheater, sondern man beruhigte sich schnell wieder. Ich glaube, Mia-Wau nahm von Susi gar keine Kenntnis beim ersten Mal. Nun sind sie miteinander inzwischen bekannt. Es ist auch bei den beiden bisher die friedliche Koexistenz auszumachen. Mehr wollen wir im Grunde auch gar nicht. Susi hat auch keine Angst mehr, wenn der kleine Wuschel durch die Tür reingewuschelt kommt. Vielleicht denkt sie auch still für sich: "Hier macht anscheinend ab jetzt jemand sauber. Jetzt hamm die auch noch Putzfirma angestellt." o. ä. Zumindest war das Thema damit auch gegessen.  

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