06.10.2009 - Hilfe, wo ist Minky?
Liebe Frau Danner,
gestern versuchte ich gegen 18 Uhr vergeblich, Sie telefonisch zu erreichen. Wahrscheinlich sind wohl die "Köterchen" mit Ihnen durch-, äh: natürlich "aus-"gegangen ...
Und selbstverständlich sind Sie ein guter Mensch wie auch alle anderen, die sich um kranke, schwache, alte und behinderte Geschöpfe kümmern, egal, ob Tier oder Mensch! Zudem verdienen Sie mit Ihrem Rettungs- und Päppel-Engagement auch kein Geld, sondern werden eher monatlich einiges an mit "wesensfremd erwirtschaftetem" Bakschisch in die Plüschis investieren, oder? Nein wirklich, ich finde Ihre ehrenamtlichen Aktivitäten außerordentlich ehrenhaft, denn schließlich enden diese nicht mit einem festen Zeitpunkt wie bei Rot-Kreuz-Helfern, einer Vereinskassiererin etc. mit Schichtwechsel oder bis zum nächsten Meeting, sondern Sie haben die Viecherl ja 24 Std. "an der Backe" und das wochen- und monatelang, bis sie dann endlich ihren individuellen Tempel gefunden haben. Und dann auch noch innerlich loslassen zu müssen, wenn einem das Pfotengetümmel inzwischen selbst ans Herz gewachsen ist, das ist schon bewundernswert - da dürfen Sie wirklich auch immer wieder ein bisserl eifern, auch wenn Sie sich in genau solchen Situationen immer selbst auf die Schulter klopfen können, denn jegliche harmonische Entwicklung eines von Ihnen in ein neues Heim vermittelten Tieres basiert auf Ihrer aufopfernden Vorarbeit!
So bekam ich gestern nachmittag (um 16 Uhr bin ich meist daheim) einen Wahnsinnsschrecken, als ich zuerst Minky nicht fand und mir qualvoll vorstellte, dass ich Sie anrufen müßte, um Ihnen zu sagen, daß mein Säbelzahntiger offenbar entfleucht sei und zu allem Überfluß noch nicht bei TASSO gemeldet - welche Qual, welche Schmach! Nachdem ich gestern nachmittags die Wohnungtür hinter mir geschlossen hatte, rief ich sofort nach Minky und schaute gleich mal hinter den Vorhang ins unaufgeräumte Kabuff, doch lag sie weder in ihrem Bettchen unter dem PC-Tisch, noch im Regal. Mit klopfendem Herzen aufgrund von inneren Horrorvisionen (das Minky mit mir unbemerkterweise in der Morgendunkelheit um 5.30 Uhr durch die Wohnungstür geflutscht sei und nun verängstigt draußen herumirrte) spähte ich im Laufschritt durch den Flur ins Katzenklo, aber ohne Erfolg, dann weiter ins Wohnzimmer in ihr Transportkörbchen und daneben zum Kratzbaum - nirgendwo war Minky! Ich bückte mich bereits kreidebleich vor Entsetzen zum Telefon, das auf dem untersten Musikregal-Brett steht, um Îhnen die Katastrophe mitzuteilen (Minky weg & noch nicht bei Tasso gemeldet), da spüre ich plötzlich ein federleichtes Gehopse auf meinem Rücken mit angeworfener Schnurrmaschine - ich kann Ihnen gar nicht sagen, WIE glücklich und erleichtert ich war. - Ich tastete dann sofort im Wohnzimmer nach der warmen Stelle, auf der Minky vorher gekauert haben müßte, und fand diese auch sofort: Madame beliebt inzwischen offenbar, auf dem Pfauenthron zu residieren mit dem untrüglichen Gefühl für weiche Kissen mit arabischem Seidenbezug oder Brüsseler Spitze mit farblich changierenden Straßsteinen bestickt oder Samtkissen mit Perlengirlanden, nach hinten über die Rücklehne abgeschirmt von einem Chintzvolant mit Rosendekor in Samtbrennerei - sehr erstaunlich für eine Mieze mit Geschmack, aber ohne Tischmanieren (darüber sprechen wir nicht mehr, ja?). Jedenfalls war meine Alte Dame so in Plüsch und Pleurosen auf dem Pfauenthron getarnt, daß ich sie schlichtweg nicht gesehen habe. Auch bedeutet das ja, dass Minky bzgl. Kabuff-Regal nun offenbar Ihr "coming-out" hat und ihr Verstecken gegen Licht und Helligkeit eintauscht: vom Pfauenthron aus, der zweifelsohne für eine Göttin der geeignetste Platz ist, kann sie nämlich locker sämtliches Geschehen auf der Terrasse beobachten und ist zudem räumlich weiter entfernt von dem manchmal mit Geräuschen verbunden Treppenhaus (oh, wie shocking!). Ich hoffe, daß ich meine Schnecke auch heute wieder im Wohnzimmer vorfinde, auf welcher Polsterung auch immer, dann werde auch ich mich innerlich noch mehr beruhigen, wenn ich weiß, dass meine Katze zur "sunny side of life" wechselt.
Minky und ich hatten dann einen alles anderen als kuscheligen TV-Abend - es wurde bis Mitternacht sehr turbulent & meine Süße fand das toll!
Dazu aber später, ich muß mal ganz kurz was arbeiten, nachdem ich heute in Herrgottsfrühe die Schönste aller Katzen bei Tasso e.V. umgemeldet habe (das war meine erste Amtshandlung heute, damit jegliche Horrorvorstellung nur eine Warnung bleibt!)
Ihre Heike W.