13.10.2009 - Minky, der Goldesel

Liebe Frau Danner,

die wichtigeste E-Mail-Adresse haben Sie offenbar im Kopf, da inzwischen auswendig .... Also, mit der bezauberndsten aller Katzen überschlagen sich die Ereignisse:

Letzten Do. nachmittag, stets mein letzter Werktag/Woche, erhielt ich von einer namhaften Agentur den Auftrag, am darauf folgenden Sa. von Passau aus eine 6-tägige Donauschiffsfahrt bis nach Wien mitzumachen, um gewissen Leute zu fotografieren, die Atmosphäre journalistisch einzufangen blablabla. Kost, Logis & Fahrt natürlich frei plus 1T€-Satz - für die kleinen NICHT-Adam-Rieses unter uns: wir sprechen von einigen tausend Euro. Eingedenk der Kurzfristigkeit des von mir erwarteten Engagements und der kurzen Anwesenheit meines zickigen Seniorenmodells - ich erinnerte mich erst an meinen neulichen Kneipen-Ausgehversuch, wo mir Minky am Hosenbein hing - sagte ich ab, wollte aber dennoch soweit behilflich sein, daß ich nach der Rückkehr der Reisegesellschaft mehrere Interviews machen werde (diesen Fr.)

Letzter Fr. war Minky's und mein erster freier Werktag, der aber ganz schön mißverständlich verlief: statt des obligatorischen Weckers tobte Minky um 4.46 Uhr früh laut schnurrend und Bussibärli-mäßig auf mir rum, bis ich tatsächlich aufstand und solange Haushalt machte, bis die Geschäfte für den Wocheneinkauf öffneten. Minky begleitete mich schnurrend zur Tür, wollte mich offensichtlich loshaben - eine Frechheit! Umso erstaunter glotzte sie, also ich nach 1-2 Std. wieder da war. - Nachmittags hatte sich meine langjährige Freundin Marianne, von Beruf Buchhalterin, zur Katzenbesichtigung angekündigt - ich spielte dabei nur eine untergeordnete Rolle. Kaum saßen wir beim Kaffeetrinken, war die einstige Partylöwin Minky wie vom Erdboden verschluckt und bis zu Marianne's Abschied in ihrem Katzenbett unter meinem PC-Tisch. Ganz abgesehen davon, daß Marianne bemerkte, daß Minky von Gold gefassten Porzellantellerchen zu speisen pflegt, fiel sie fast in Ohnmacht, als ich ihr sagte, daß ich eine wundervolle und saugut bezahlte Schiffsreise wegen meiner alten Dame abgesagt habe. Natürlich versteht sie auch den Grund dafür, denn die zart besaitete Psyche von meinem süßen Zickendraht ist beschützenswert. Jedenfalls bot mir Marianne an, bei einer nochmaligen Gelegenheit Minky zu hüten, also nicht nur zu füttern und Katzen-WC, sondern auch nachts in meinem Bett bei Minky zu schlafen und Pfötchen zu halten mit Ohropax wegen dem Schnurr-Motor usw. Als Marianne dann ging, verabschiedete sie sich von Minky ganz fachmännisch: "Servus, Du mein Verlustvortrag!" Ich überlegte daraufhin nur, ob ich das steuerlich geltend machen kann, aber klappt wohl nicht. Dafür hat Ihre Bemerkung "unbezahlbares Seniorenmodell" jetzt eine ganz reale Bedeutung bekommen!

Abends holten mich dann Schorsch, Jounalist, und Heinz, IT-Programmierer oder so, in ein Schickimicki-Leckerschmecker-Lokal ab, tranken aber vorher ein Cognäcchen bei mir, in der Hoffnung, meine zauberhafte Lady zu Gesicht zu bekommen. Aber nein: die Pseudo-Partylöwin blieb im Kabuff im Karton mit Geschenkpapier - sie weiß schließlich, was sich für sie gebührt, denn sie war und ist mein eigenes Geburtstagsgeschenk. Als wir später dann ganz nobel dinnieren, muß ich natürlich die verpatzte Donaufahrt zum Besten geben: Schorsch rutscht vor Schreck fast vom Stuhl und Heinz spuckt fast das Essen wieder auf den Teller: "Ob ich sie eigentlich noch alle auf'm Kratzbaum habe?" Aber letztendlich verstehen auch diese rauhen Männer, dass man mit der verletzlichen Seele einer hilflosen Mieze ganz, ganz sachte umgehen muß - und was bedeutet dagen schon der schnöde Mammon?

Als ich um 1 Uhr früh dann todmüde und etwas lädiert von einigen Getränken, die gewisse Blaumacher enthalten, ins Bett sinke, trampelt meine "Goldkatze" - so heißt sie jetzt offiziell im Freundeskreis - auf mir rum und singt ihren Endlos-Kanon "schnurr-gurr", unterbrochen von paar Bussi-Bärlis mit kitzelnden Schnurrhaaren in meinem Gesicht bis mich irgendwann die restlose Erschöpfung ins erholsame Traumland mitnimmt.

Bis ganz, ganz bald, schnurr-gurr,
Ihre Heike W.

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