16.05.2010 - Hundefutter ist Hundefutter

Ein Tag voll Sonnenschein, nicht anders soll es sein. Doch mancherorts, so viel steht fest, gibt’s hin und wieder etwas Stress.

Katzenfutter ist Katzenfutter. Und Hundefutter ist Hundefutter.

So dachte ich zumindest bislang. Dass das nicht ganz so ist, lernte ich erst heute dazu.
Mia-Wau’s Hundefutter kann in der Küche stehen; davor hat die Schwarzafrikanerin vollsten Respekt; rührt nicht dran. Außer, im Höchstfalle ein Mal RIECHEN. Aber davon sind wir seit gestern ja auch geheilt.
Anders mit dem Katzenfutter. Das scheint höchst-köstlicher zu munden als Hundefutter; insofern fand Mia-Wau heut Vormittag überhaupt nichts Schlimmes dabei, sich frank und frei daran zu bedienen. Einmal wurde von dem einen, danach vom anderen „Trog“ gefressen.
Die Tierpflegemutti schaute zunächst überrascht und zugleich verblüfft zu. Doch sie sollte sich dabei zuuuu lange gewundert haben, denn plötzlich ging alles ganz schnell:
Mia-Miau kam in die Küche geschlendert, eigentlich total gelangweilt; schaute einfach nur so, wie Mia-Wau aus ihrem Fressnapf genüsslich es sich munden ließ. „Na, das  muss ich mir doch mal etwas genauer ansehen, die Augen sind in meinem hohen Alter ja auch nicht mehr die Besten.“ Gedacht – getan ... schritt sie auf leisen Pfötchen näher – einfach nur, um mal von Nahem zu schauen, was hier eigentlich abgeht. Mehr nicht. So stand sie da in all ihrer hoheitlichen Pracht. Gesicht an Gesicht zur Schmatzenden.
Mia-Wau schmatzt wie ein Igel!„Was zuviel ist, ist zuviel!“ sagte sich alsbald das kleine Wuschelteil aus Bulgarien.Und kaum, dass man es sich versah, war niemand mehr da. Plötzlich wurde sie wild, wie noch nie, und verbellte die schwarz-braune Prinzessin. Es war das erste Mal, dass Mia-Wau – solange sie in Erfurt ist – gebellt hat. In diesem Moment erst, so glaube ich, hat Mia-Miau begriffen, dass der kleine Handfeger ein Hund, und keine Abwandlung einer Katze, sein soll. Denn genauso rannte sie ... raus aus der Küche ... ausgebellt ... der Hund hinter ihr her ... immer noch laut bellend, versteht sich. Nun hatte sie sie rausgebellt aus ihrer Küche.
Was würde ein Pfotenrichter dazu sagen? Eigentlich hätte doch die Katz diesmal ein Recht darauf, ihr  Futter zu verteidigen, stattdessen wird sie zum Opfer. Wer hätte das gedacht.

Sich dadurch dauerhafte Autorität verschaffend, ließ Mia-Wau weiterhin nicht locker – sowohl in der Verfolgung, als auch im Angriff. Die Tierpflegemutti  - desgleichen: auch von ihr sah man nur noch einen Kondensstreifen – blitzschnell hinterher, ... sah nur noch  ein  Fellknäuel, von dem, was vorher zwei gewesen waren. Durch den lauten „Aus“-Befehl, der beide nur peripher zu tangieren schien, erreichte sie gar nichts. 

Doch: Wie so oft, sah es barbarischer aus, als es tatsächlich war. Die Katz hatte eine schwarze Flaschenbürste vom Feinsten, inklusive Schrägstellung mit aufgestellten Nackenhaaren. Sie machte Anstalten zum leichten Hin- bzw. Draufhauen, was sie dann doch lieber bleiben ließ, als Mia-Wau all ihren Respekt von ihr abverlangte. Das Innehalten der drohenden, gehobenen Pfoten sah aus, wie ein Bild in Zeitlupe, danach mit Stoppknopf gedrückt. Am Ende – als ich sie endlich erreichte -waren beide gut und schnell zu trennen. All das hier Langgezogene lief logischerweise in wenigen Sekunden ab.

Mia-Miau war unmittelbar danach genau komplett 7 Minuten eingeschnappt – bei Mia-Wau hatte es sich sofort wieder erledigt: „ Wer ist dieses arrogante schwarze Ungeheuer? Kenn’ ich nicht.“ – Abgehakt.

Außerdem ist Mia-Wau, das war ihrer Körpersprache uneingeschränkt zu entnehmen, der festen Überzeugung, als Siegerin die Arena verlassen zu haben. Ein kräftiges Hundegebell ist schließlich etwas viel Ernster-zu-Nehmendes als eine jämmerliche, blöde Flaschenbürste, die eh Jeder daheim hat.

10 Minuten später lag Mia-Wau auf der Küchencouch direkt neben mir; und auf mir, wie üblich – auf meinen Beinen langgestreckt - Mia-Miau. Hier hatten sie wieder einen Abstand von etwa 2 cm zueinander. Ich las, die beiden schliefen. Was soll denn nicht in Ordnung sein? – würde Loriot jetzt sagen. War doch nur mal ne Schrecksekunde. Ich glaube, ich war in situ erschrockener als beide zusammen. Wenn ich jedoch im Nachhinein bedenke, wie schnell sich alles wieder eingerenkt hat unter den beiden Damen und ohne mein Zutun; dann drängt sich mir ja noch ein Verdacht ganz anderer Natur auf: kann doch sein, beide stecken heimlich unter einer Decke: „Komm, der zeigen wir heute mal richtig was, wenn sie immer denkt, alles sei so easy mit uns!“ Wie subversiv, die Kleinen.

Am Abend lagen sie wieder nebeneinander. Mia-Wau war tagsüber im Gras – und zwar nur am Wälzen. Sie zeigt uns, geradezu wie im Theater, einzelne Akte ihrer Künste. Und entweder bilden wir uns das ein, oder sie tut es: bevor sie sich hinschmeißt, schaut sie in die Runde, ob es sich von der Anzahl der Zuschauer her auch wirklich lohnt, sich so ins Zeug zu legen. Ist ja auch nicht unanstrengend. Und alle bejubeln sie natürlich nach dem letzten Akt. Zuuugabe! Zuuugabe! 
 

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